In der modernen Arbeitswelt, geprägt von den Prinzipien des New Work, stehen Werte wie Selbstverantwortung, Sinnhaftigkeit und kontinuierliche Weiterentwicklung im Mittelpunkt. Führungskräfte sind gefordert, nicht nur ihre Teams zu leiten, sondern auch sich selbst und ihre Methoden regelmäßig zu hinterfragen.
„Gute Führung beginnt mit der ehrlichen Bereitschaft, sich selbst infrage zu stellen.“
Durch gezielte Fragen fördern sie eine Kultur der Offenheit und Reflexion, die sowohl individuelle als auch organisationale Entwicklung vorantreibt. Im Folgenden stellen wir zehn essenzielle Fragen vor, die jede moderne Führungskraft regelmäßig stellen sollte – mit dem Ziel, authentisch zu führen, Potenziale zu entfalten und den gemeinsamen Sinn nie aus den Augen zu verlieren.
Key Takeaways: Was du aus diesem Artikel mitnimmst
Gute Führung ist dialogisch. Wer fragt, signalisiert Interesse, Vertrauen und Wertschätzung – und schafft so Raum für gemeinsame Entwicklung.
Selbstreflexion macht Wirkung möglich. Die eigene Haltung, das Führungsverhalten und die Wirkung auf andere regelmäßig zu hinterfragen, ist zentraler Bestandteil einer werteorientierten Führung.
Fragen schaffen Verbindung. Im Sinne von New Work stärken regelmäßige, gezielte Fragen die Selbstverantwortung und die Sinnorientierung im Team.
Führung bedeutet auch Zuhören. Nicht nur das Fragen selbst, sondern die echte Bereitschaft zum Zuhören und Handeln macht den Unterschied.
🧩 Die 5 wichtigsten Fragen an Mitarbeitende Weil gute Führung beim gemeinsamen Denken beginnt.
1. Wie kann ich Ihre Arbeit effektiver unterstützen?
Warum diese Frage wirksam ist:
Diese Frage bringt eine zentrale Haltung moderner Führung zum Ausdruck: Ich bin nicht nur Führungskraft, sondern auch Ermöglicher:in. Wer sie regelmäßig stellt, signalisiert: „Ich sehe, was Sie leisten – und ich bin bereit, die Bedingungen so zu gestalten, dass Sie Ihr Potenzial entfalten können.“ Damit wird eine Kultur der Zusammenarbeit auf Augenhöhe gestärkt.
Was sie in Bewegung bringt:
Mitarbeitende erleben durch diese Frage, dass ihre Herausforderungen ernst genommen werden. Oft reichen kleine Veränderungen – z. B. klarere Prioritäten, bessere Tools oder einfach Zeit für Konzentration – um die Arbeit wirkungsvoller zu gestalten. Führung bedeutet hier: zuhören, nachfassen und handeln.
Tipp für die Praxis:
Stellen Sie diese Frage nicht nur in offiziellen Mitarbeiter:innengesprächen, sondern auch zwischendurch – etwa am Ende eines Projektmeetings oder bei einem kurzen Check-in. Sie zeigt nicht nur Interesse, sondern auch Handlungsbereitschaft.
2. Welche Ressourcen oder Weiterbildungen benötigen Sie aktuell, um Ihre Aufgaben gut zu erfüllen?
Warum diese Frage wirksam ist:
Lernen endet nicht mit dem Onboarding. Wer seine Mitarbeitenden ernst nimmt, fragt regelmäßig nach, was sie brauchen, um ihre Aufgaben souverän und zukunftsgerichtet ausführen zu können. Das kann von Tools und Zeit bis zu konkreten Weiterbildungsformaten reichen.
Was sie in Bewegung bringt:
Diese Frage schafft eine Entwicklungsperspektive. Sie verankert das Prinzip des lebenslangen Lernens im Alltag und zeigt: Ihre fachliche und persönliche Entwicklung ist nicht „Privatsache“, sondern Teil unserer gemeinsamen Verantwortung. Für Führungskräfte bedeutet das auch: Bildungsbedarfe erkennen, budgetieren und ermöglichen.
Tipp für die Praxis:
Diese Frage eignet sich ideal für regelmäßige Entwicklungsgespräche, kann aber auch gut an konkrete Projektphasen gekoppelt werden. Wer Entwicklung ganz selbstverständlich in den Arbeitsalltag integriert, fördert Motivation, Bindung und Zukunftssicherheit.
Empfinden Sie Ihre aktuellen Aufgaben als sinnstiftend?
Warum diese Frage wirksam ist:
Sinn ist einer der zentralen Motivationsfaktoren im Kontext von New Work. Wenn Mitarbeitende verstehen, wofür ihre Arbeit relevant ist – für das Team, das Unternehmen, für Kund:innen oder die Gesellschaft – erleben sie ihre Rolle als bedeutsam. Das stärkt Eigenverantwortung und Identifikation.
Was sie in Bewegung bringt:
Sinn entsteht nicht nur durch große Visionen, sondern auch im Kleinen – durch Wertschätzung, Feedback und sichtbare Wirkung. Diese Frage lädt Mitarbeitende zur Reflexion ein und bietet Führungskräften eine Chance, Aufgaben und Rollenbilder im Dialog zu schärfen oder anzupassen.
Beleg aus der Forschung:
Das Institut der deutschen Wirtschaft hat herausgefunden, dass sinnstiftende Tätigkeiten einen starken Einfluss auf die Bindung von Mitarbeitenden an das Unternehmen haben. Eine klare Ausrichtung auf Purpose wirkt sich positiv auf Engagement und Retention aus.
Tipp für die Praxis:
Diese Frage eignet sich besonders für Reflexionsgespräche nach Projektphasen oder in der Jahresmitte. Sie kann auch als anonyme Teamfrage gestellt werden, um Muster zu erkennen.
4. Welche Prozesse oder Abläufe erleben Sie im Alltag als hinderlich – und was schlagen Sie vor?
Warum diese Frage wirksam ist:
Führungskräfte haben selten vollständige Einblicke in die Details operativer Abläufe. Mitarbeitende dagegen erleben jeden Tag, welche Prozesse gut laufen – und welche nicht. Wer nachfragt, erkennt Optimierungspotenziale frühzeitig und bindet das Team aktiv in Veränderungsprozesse ein.
Was sie in Bewegung bringt:
Diese Frage stärkt die Haltung: Wir verbessern gemeinsam. Sie bezieht Mitarbeitende als Mitgestalter:innen ein und wertet ihre Erfahrung und Perspektive auf. So entsteht eine kontinuierliche Verbesserungskultur, in der Innovation aus der Praxis entsteht.
Tipp für die Praxis:
Nutzen Sie Teamformate wie Retrospektiven oder Ideenboards, um diese Frage regelmäßig aufzugreifen. Wichtig: Vorschläge sollten nicht im Sande verlaufen – zeigen Sie, welche Ideen umgesetzt wurden oder warum nicht.
5. Welche zusätzlichen Verantwortungsbereiche würden Sie gerne übernehmen?
Warum diese Frage wirksam ist:
Wer nach Verantwortungsübernahme fragt, zeigt Wertschätzung für das Entwicklungspotenzial der Mitarbeitenden. Gleichzeitig ist es eine Einladung, eigene Interessen, Kompetenzen und Zukunftsziele einzubringen – ganz im Sinne partizipativer, stärkenorientierter Führung.
Was sie in Bewegung bringt:
Die Frage öffnet den Raum für sinnvolle Rollenentwicklung. Mitarbeitende fühlen sich gesehen und gefördert. Gleichzeitig lernen Führungskräfte, welche Stärken oder Ambitionen bislang ungenutzt geblieben sind – eine Chance für Teamdiversität und Innovationskraft.
Tipp für die Praxis:
Bieten Sie gezielt Entwicklungsräume an, etwa durch Projektverantwortung, Mentoring oder themenbezogene Rollen. Wichtig: Achten Sie darauf, dass Verantwortung nicht mit Mehrarbeit verwechselt wird – sondern echte Gestaltung bedeutet.
🔄 Und was ist mit mir?
Warum Führung auch bedeutet, sich selbst regelmäßig zu hinterfragen.
Mitarbeitende zu fragen ist wichtig – aber nicht ausreichend. Genauso entscheidend ist es, den eigenen Kurs immer wieder zu überprüfen: Stimme ich mit meinen Werten überein? Wirkt mein Führungsverhalten so, wie ich es beabsichtige? Wie wach und lernbereit bin ich?
Selbstreflexion ist kein Zeichen von Unsicherheit, sondern von Stärke. Sie schafft Bewusstsein – und aus Bewusstsein entsteht Wirkung.
🧠 Die 5 besten Fragen zur Selbstreflexion für Führungskräfte Weil Klarheit von innen kommt.
6. Handle ich im Alltag nach den Werten, die ich von meinem Team erwarte?
Warum diese Frage entscheidend ist:
Werte wie Respekt, Vertrauen oder Transparenz lassen sich nicht anordnen – sie müssen vorgelebt werden. Nur wenn Mitarbeitende spüren, dass ihre Führungskraft diese Werte ernst nimmt, gewinnen sie an Kraft und werden Teil der gelebten Kultur.
Was sie in Bewegung bringt:
Diese Frage lenkt den Blick nach innen: Lebe ich selbst, was ich predige? Oder schiebe ich unter Druck doch mal Verantwortung ab, kommuniziere halbherzig oder übergehe Beteiligung? Solche Diskrepanzen wirken sich direkt auf die Glaubwürdigkeit aus – und damit auf Vertrauen und Motivation im Team.
Tipp zur Umsetzung:
Wählen Sie ein oder zwei zentrale Werte und reflektieren Sie wöchentlich kurz, in welchen Situationen Sie stimmig danach gehandelt haben – und in welchen nicht. Diese Art von Mini-Review kann viel verändern.
7. Wie wirksam bin ich in meiner Kommunikation – und was lasse ich (noch) unausgesprochen?
Warum diese Frage entscheidend ist:
Kommunikation ist Führungsrealität. Ob Strategie, Feedback oder Alltagsorganisation – wie wir kommunizieren, prägt die Kultur. Doch gerade unter Druck kann Kommunikation unklar, unvollständig oder vermeidend werden.
Was sie in Bewegung bringt:
Diese Frage fordert dazu auf, über das Offensichtliche hinauszudenken: Was bleibt oft zwischen den Zeilen? Welche Themen sprechen Sie vielleicht nicht an – obwohl sie eigentlich wichtig wären? Oft sind es gerade die „weichen“ Themen, die nachhaltige Klärung bringen würden.
Tipp zur Umsetzung:
Fragen Sie sich regelmäßig nach einem Meeting: Was wollte ich eigentlich sagen – und was habe ich wirklich gesagt? So entsteht mehr Bewusstheit – und damit mehr Wirkung.
8. Wie sehr ermögliche ich echte Selbstverantwortung – oder halte ich (noch) zu viel Kontrolle fest?
Warum diese Frage entscheidend ist:
In Zeiten von Agilität, New Work und Eigenverantwortung braucht es Führung, die loslassen kann – ohne gleich den Überblick zu verlieren. Vertrauen ist der zentrale Hebel. Und Vertrauen beginnt nicht bei den anderen – sondern bei mir.
Was sie in Bewegung bringt:
Diese Frage hilft, typische Kontrollmuster zu erkennen: Halte ich Aufgaben zu lange selbst? Gebe ich nur Verantwortung weiter – oder auch Entscheidungsspielraum? Vertraue ich wirklich – oder sage ich es nur? Die ehrliche Auseinandersetzung damit ist herausfordernd, aber lohnend.
Forschungshinweis:
Gallup Engagement Index Deutschland 2024
Dieser Bericht untersucht die emotionale Bindung von Mitarbeitenden in Deutschland und beleuchtet Faktoren wie Vertrauen und Eigenverantwortung am Arbeitsplatz.
Tipp zur Umsetzung:
Beobachten Sie in der nächsten Woche konkret: In welchen Situationen mische ich mich vielleicht zu früh ein? Und wo könnte ich bewusst loslassen, ohne die Verantwortung aus den Augen zu verlieren?
9. Wie bewusst treffe ich Entscheidungen – und wessen Perspektiven berücksichtige ich dabei?
Warum diese Frage entscheidend ist:
Führungskräfte treffen täglich viele Entscheidungen – bewusst oder unbewusst. Doch gerade bei komplexen Themen lohnt es sich, die eigene Entscheidungslogik zu hinterfragen. Wer wird einbezogen? Wer bleibt außen vor? Welche blinden Flecken prägen mein Handeln?
Was sie in Bewegung bringt:
Diese Frage lädt dazu ein, Vielfalt mitzudenken: Holen Sie Perspektiven ein, die Ihnen vielleicht fremd sind? Fördern Sie echte Beteiligung? Oder bestätigen Sie eher Ihre bestehende Sichtweise? Partizipation beginnt nicht bei großen Workshops – sondern bei kleinen Entscheidungsmomenten.
Tipp zur Umsetzung:
Halten Sie regelmäßig Rückschau auf eine getroffene Entscheidung: Wie kam sie zustande? Wer war involviert? Und was hätten andere Stimmen vielleicht eingebracht? Allein diese Reflexion verändert die Entscheidungsqualität langfristig spürbar.
10. Wodurch bleibe ich als Mensch und Führungskraft in Entwicklung?
Warum diese Frage entscheidend ist:
Führung bedeutet: mit Veränderungen umgehen – und dabei selbst nicht stehen bleiben. In einer komplexen Welt ist die eigene Lern- und Entwicklungsbereitschaft das wichtigste Führungsinstrument. Wer offen bleibt, bleibt wirksam.
Was sie in Bewegung bringt:
Diese Frage verbindet fachliche, persönliche und emotionale Entwicklung. Sie lädt dazu ein, neue Impulse zuzulassen – Bücher, Gespräche, Coachings, Feedback. Denn wer sich als lernend versteht, bleibt lebendig, flexibel und inspirierend.
Tipp zur Umsetzung:
Planen Sie bewusst Zeit für Ihre eigene Entwicklung ein. Ein inspirierender Podcast auf dem Weg zur Arbeit, ein Austausch mit einer anderen Führungskraft oder ein Impuls aus einem Buch können kleine, aber wirkungsvolle Schritte sein.
Fazit
Führung beginnt mit Fragen – und mit der Bereitschaft, wirklich hinzuhören. Wer regelmäßig in den Dialog geht, schafft nicht nur Klarheit und Vertrauen, sondern gestaltet aktiv eine Kultur der Entwicklung und Verantwortung.
Und: Wer selbst fragt, darf sich auch selbst hinterfragen. Denn nur wer sich selbst führt, kann andere wirksam begleiten.
„Der wichtigste Schritt zur guten Führung ist nicht, die richtigen Antworten zu kennen – sondern den Mut zu haben, die richtigen Fragen zu stellen.“
Weitere Blogempfehlung: Authentische Leadership
FAQ - Häufige Fragen
Fragen schaffen Verbindung. Sie öffnen Räume für Dialog, Entwicklung und Vertrauen. Während Fragen an Mitarbeitende Nähe, Orientierung und Motivation fördern, helfen Fragen an sich selbst, die eigene Haltung zu überprüfen und die eigene Führung bewusst zu gestalten.
Ein gutes Maß liegt bei einem kurzen Check-in alle 1–2 Wochen und einem vertiefenden Gespräch mindestens einmal pro Quartal. Entscheidend ist weniger die Frequenz als die Ernsthaftigkeit: Wer fragt, muss auch bereit sein zuzuhören – und zu handeln.
Zögerlichkeit ist oft ein Zeichen dafür, dass bisher wenig Raum für solche Gespräche war – oder Unsicherheit im Raum steht. Geduld, echte Wertschätzung und eine sichere Gesprächsatmosphäre sind der Schlüssel. Fragen Sie auch aktiv nach, was sie als Führungskraft tun können, damit ehrliche Rückmeldungen leichter fallen.
Reflexion muss nicht immer lang oder komplex sein. Schon fünf Minuten am Ende der Woche mit zwei gezielten Fragen können viel bewirken. Auch kurze Journaleinträge, kollegiale Gespräche oder Coaching-Impulse helfen, die eigene Führung immer wieder bewusst zu betrachten.
Notieren Sie sich zentrale Punkte, spiegeln Sie Gehörtes aktiv zurück und vereinbaren Sie nächste Schritte. Wichtig ist: Sichtbare Konsequenz. Auch kleine Veränderungen zeigen, dass das Gespräch Wirkung hatte – und stärken das Vertrauen langfristig.